Selfmade-Spitzensportlerinnen
In Sachen Wintersport fährt die Universität Konstanz weiterhin auf der Erfolgsspur: Mit Olivia Wenk und Tanja Intlekofer sind wiederholt zwei Studierende der Universität vom Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband für die Winter-Universiade nominiert worden. Gemeinsam mit 3.000 Athletinnen und Athleten aus aller Welt werden die beiden Soziologie- und Philosophiestudentinnen nach Krasnojarsk in Russland reisen und für die deutsche Studierenden-Nationalmannschaft im Ski-Alpin antreten. Vom 2. bis zum 12. März findet dort die 29. Winter-Universiade statt ‒ ein internationaler Wettbewerb, an dem Studierende zwischen 17 und 25 Jahren in elf Sportarten ihre Nationen vertreten. „Teilnehmen zu dürfen ist schon ein großer Erfolg“, berichtet Tanja Intlekofer. „Die Erfahrung, bei einem Event dieser Größenordnung dabei zu sein, wird uns keiner mehr nehmen können.“
© Hochschulsport Konstanz | Herbert Ringer„Die Größenordnung, in der die Veranstaltung in Russland ausgerichtet und publik gemacht wird, ist mit deutschen Verhältnissen nicht vergleichbar. Der Universitätssport hat dort einen viel höheren Stellenwert und wir freuen uns, bei so einem Event dabei sein zu dürfen."
Olivia Wenk, Spitzensportlerin und Studentin
Die Nominierung ist nicht etwa der Anfang dieser Reise, sondern ein riesiger Etappensieg. Skifahren war für Intlekofer und Wenk zwar schon von klein auf selbstverständlich und bestimmte auch in der Schulzeit ihren Alltag. Professionalisiert haben sie den Sport aber erst im letzten Jahr: „Als wir von der Möglichkeit erfahren haben, an der Universiade teilzunehmen, haben wir uns ganz gezielt darauf vorbereitet und uns gesagt: Wir wollen ein Profi-Jahr machen und sehen, wie weit wir es schaffen können“. Davon, dass der Universitätssport in Deutschland vergleichsweise wenig Aufmerksamkeit und Unterstützung erhalte, habe sich das Duo nicht beirren lassen: „Seitdem wir zwölf Jahre alt sind, trainieren wir gemeinsam“, so Intlekofer ‒ das schweiße natürlich zusammen. „Wir hatten allerdings in der Jugend höchstens fünf Schneetage zur Vorbereitung, bevor die Wettkämpfe losgingen“, erklärt sie. Wenk ergänzt: „Im internationalen Vergleich hatten wir einen immensen Trainingsrückstand aufzuholen.“ Die beiden gehörten nie zu höheren Kadern und sind den Schritt in die Professionalität allein mit der Unterstützung ihres Trainers Thomas Burda gegangen. Ihre Heimatvereine SC Bonndorf und SC Löffingen sowie die Universität Konstanz sind Ihnen eine große Hilfe, können die notwendigen Vorbereitungen für einen internationalen Wettbewerb wie die Universiade jedoch nicht leisten.
https://youtu.be/TAfOPPMMsQk
https://youtu.be/JyF0i161cCY
Die Sportlerinnen haben daher kurzerhand selbst einen Verein gegründet, um mehr Trainingsmöglichkeiten zu schaffen und auch Schülerinnen und Schülern die Chance zu geben, das ganze Jahr über an Lehrgängen teilzunehmen: Den Verein IG alpiner Rennsport Hochschwarzwald. In dieser Saison konnten sie bereits im März mit dem Training beginnen und so mit 60 Tagen Training in das erste Rennen starten. Sie haben in Österreich, Norwegen und „zuhause“ in Muggenbrunn trainiert. Dabei geht es nicht allein um das Skifahren, auch Kraft- und Ausdauertraining gehören zur Vorbereitung dazu: „Im Sommer in Norwegen hatten wir beispielsweise die Mountainbikes dabei, um nach dem Training noch den Berg rauf zu fahren.“ Um so viel unterwegs sein zu können und trotzdem ihre Prüfungsleistungen zu erfüllen, stehen sie im Dialog mit ihren Lehrpersonen und holen das Verpasste eigenständig nach. Einen Alltag, wie ihn ihre Kommilitoninnen und Kommilitonen haben, hätten sie nicht, erzählen sie lachend: „Unser Alltag besteht eigentlich aus Lernen und Sport. Aber das war in der Schule auch schon immer so.“ Wenn doch etwas freie Zeit bleibt, nutzen Olivia Wenk und Tanja Intlekofer diese am liebsten für noch mehr Sport.
Die Universität Konstanz ist „Partnerhochschule des Spitzensports“ und verpflichtet sich damit, ein Prozent der Plätze beziehungsweise mindestens einen Platz pro Bachelorstudiengang für potenzielle SpitzensportlerInnen bereitzustellen. Die Universität arbeitet außerdem mit herausragenden Vereinen aus der Region zusammen, um den AthletInnen eine duale Karriere aus Studium und Sport zu ermöglichen. Der Hochschulsport agiert als Dienstleister, der die Studierenden begleitet, für sie vermittelt, Trainingsmöglichkeiten auslotet und als Ansprechpartner zur Verfügung steht. „Bereits vor dem Studium hatten wir Kontakt zum Hochschulsport Konstanz und in Christian Schöpf immer eine zuverlässige Kontaktperson, die uns bei unseren Plänen unterstützt hat“, so Olivia Wenk.
Zusätzlich zu dem umfassenden Training und den zahlreichen Rennen in Italien, Tschechien und Österreich, die sie in den letzten drei Monaten gefahren sind, mussten Wenk und Intlekofer Formulare ausfüllen, Flüge und Gepäck organisieren, Trainingspläne abstimmen und Finanzen regeln. „Ich habe mir mein eigenes Marketing aufgebaut, um Sponsoren zu erreichen. Das Ganze soll sich nicht auf Kosten meiner Eltern finanzieren müssen“, erklärt Olivia Wenk. Die Arbeit habe sich auf alle Fälle schon jetzt gelohnt: „Es ist einfach schön zu wissen, dass wir unser Ziel erreichen konnten“, so Tanja Intlekofer.
„Es ist einfach schön zu wissen, dass wir unser Ziel erreichen konnten."
Tanja Intlekofer, Spitzensportlerin und Studentin
Die Sportlerinnen können die Teilnahme kaum erwarten. Sie betrachten die Universiade nicht nur als Wettkampf, sondern auch als persönliches Erlebnis: „Die Größenordnung, in der die Veranstaltung in Russland ausgerichtet und publik gemacht wird, ist mit deutschen Verhältnissen nicht vergleichbar. Der Universitätssport hat dort einen viel höheren Stellenwert und wir freuen uns, bei so einem Event dabei sein zu dürfen“. Ein Platz unter den besten zehn wäre natürlich großartig, so Wenk, das wichtigste sei aber der Gesamterfolg des deutschen Teams.
Tanja Intlekofer und Olivia Wenk werden ihre Eindrücke von der Universiade ab dem 3. März 2019 über den Instagram-Account der Universität Konstanz teilen.
© Hochschulsport Konstanz | Herbert RingerTanja Intlekofer (links), 18 Jahre alt, und Olivia Wenk, 19 Jahre alt, studieren im ersten Semester Soziologie und Philosophie an der Universität Konstanz. Sie fahren schon von klein auf Ski, trainieren seit vielen Jahren zusammen, nehmen seit 2017 beziehungsweise 2016 an internationalen Wettbewerben teil und haben sich jetzt in ihrer ersten Profi-Saison gemeinsam auf die Winter-Universiade 2019 in Russland vorbereitet. Sie treten als Mitglieder des deutschen Kaders im Ski Alpin an. Auf dem Foto sind die beiden Spitzensportlerinnen mit ihrem Trainer Thomas Burda zu sehen.