Hinter den Kulissen der Wissenschaft
Bahnbrechende Erkenntnisse und grandiose Forschungsergebnisse, das ist der Stoff, über den im Wissenschafts-Ressort häufig berichtet wird. Diese stellen Highlights im Leben von Forschenden dar, die – hoffentlich – am Ende eines Projekts oder zum Abschluss einer Phase der wissenschaftlichen Laufbahn stehen. Diese Momente bilden aber nicht den wissenschaftlichen Alltag ab. Denn es ist gerade das täglich beharrliche Schaffen von WissenschaftlerInnen, was letztlich zu den großartigen Ergebnissen führt, über die im Nachgang berichtet wird. Wie sieht Forschung aber im Alltag aus? Wie funktionieren bestimmte wissenschaftliche Methoden? Welchen Herausforderungen begegnen Forschende während eines Projekts? Ab sofort gewährt die neue Reihe Science Backstage von Artikeln und multimedialen Beiträgen der Universität Konstanz solche Einblicke.
Je nach Fachdisziplin kann es zum wissenschaftlichen Alltag gehören, Experimente durchzuführen, akribisch genau zu messen, Umfrage-Daten zu erheben, Fachliteratur zu konsultieren, sich mit künstlerischen Werken auseinanderzusetzen, mit Fach-KollegInnen diskutieren und vor allem über Ergebnisse nachzudenken und diese in der jeweiligen Disziplin einzuordnen und zu verstehen. Langweilig? Keineswegs.
Dass man als Mikrobiologin nicht nur Messungen durchführen und die Daten am Computer auswerten, sondern auch schießen können muss, erfuhr Eva Riehle, als ihr Projekt sie auf eine Forschungsreise in die Arktis führte. Auch, dass der Alltag in einer abgeschiedenen Forschungsstation in der Antarktis, wohin ihre zweite Forschungsreise sie führte, nicht nur mit faszinierenden Tier-Beobachtungen einhergeht, sondern vor allem auch mit harter Arbeit und widrigen Wetterbedingungen:
© Svenja HeeschEntnahme von Cyanobakterienproben, Kongsfjorden, Svalbard.
"Man ist füreinander verantwortlich. Den ganzen Tag musst du konzentriert und wachsam sein. Da kannst du nicht einfach mal abschalten, dich auf einen Stein setzen und ein Brot essen. Abends bist du total platt."
Eva Riehle
Politik- und Verwaltungswissenschaftler Wolfgang Seibel wollte zusammen mit seinen MitarbeiterInnen dem, wenn auch seltenen, schwerwiegenden Versagen öffentlicher Verwaltungen auf den Grund gehen, wie bei der Love Parade in Duisburg mit 21 Toten oder dem Einsturz von Bauwerken wie der West Gate-Brücke in Melbourne. Riskant an dem Projekt war, inwiefern und unter welchen Umständen die Datenerhebung stattfinden würde und könnte. „Man darf nicht erwarten, dass diejenigen, die für diese desaströsen Fehlentscheidungen verantwortlich sind, einen mit offenen Armen empfangen“, beschreibt es Seibel. Wie kann eine solche „Datenerhebung gegen Widerstand“ gelingen?
Physiker Alfred Leitenstorfer wiederum erfuhr heftigen Gegenwind, als er einen neuen experimentellen Ansatz der Fachwelt vorstellte, der nicht den damals gängigen Lehrbüchern entsprach: ein echter wissenschaftlicher Durchbruch, der jedoch von seinen nationalen und internationalen KollegInnen lange nicht geglaubt wurde. Wie geht man vor, um die Fachwelt doch noch zu überzeugen? Diese und weitere Themen präsentiert die Serie Science Backstage.
Wie entsteht die Idee zu einem neuen Forschungsprojekt? Wie funktionieren bestimmte wissenschaftliche Methoden? Welchen Herausforderungen begegnen Forschende während eines Projekts? Wie gehen sie mit unerwarteten Entwicklungen um? Ab sofort ist dies unter der Rubrik „Science Backstage“ im Digitalmagazin der Universität Konstanz nachzulesen. In regelmäßigen Abständen werden hier neue Beiträge eröffnet.
In den nächsten Wochen erfahren Sie in dieser Rubrik, welche Herausforderungen eine Löwenforscherin in Afrika zu bewältigen hat, welche Türen die Verleihung des renommierten Leibniz-Preises einer Literaturwissenschaftlerin eröffnete und wie eine Politikwissenschaftlerin zu einer unerwarteten Erklärung dafür gelangte, warum Regionen wie Südtirol und Katalonien so unterschiedlich mit Migration umgehen.