Das Deutschland­stipendium öffnet Türen

Auf der Insel Mainau fand die feierliche Urkundenübergabe der diesjährigen Deutschlandstipendien statt. 36 neue StipendiatInnen durften sich über Förderungen durch großzügige UnterstützerInnen freuen.
© Milena Schilling

Wer am Abend des 16. Oktober 2024 über die Insel Mainau schlenderte, konnte nicht nur die Schönheit der Insel bewundern, sondern auch in viele glückliche und vorfreudige Gesichter blicken. In diesem Jahr hatte Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz, gemeinsam mit Björn Graf Bernadotte, Präsident der Universitätsgesellschaft Konstanz (UGK), auf die Bodenseeinsel eingeladen, um dort die feierliche Urkundenübergabe an die EmpfängerInnen der diesjährigen Deutschlandstipendien zu vollziehen. Neben den neuen StipendiatInnen fanden sich an diesem Abend auch zahlreiche Förderinnen und Förderer ein, welche die Chance nutzten, die Studierenden persönlich kennenzulernen. Auch VertreterInnen verschiedener namhafter Institutionen der Region und der Stadt Konstanz ließen sich das Event nicht entgehen.

36 junge Studentinnen und Studenten der Universität Konstanz konnten in diesem Jahr die Auswahlkommission von sich überzeugen und eine solche Förderung erhalten. „Ich freue mich sehr über das Stipendium, denn es hilft mir, mich mehr auf mein Studium zu konzentrieren“, sagt Isabell Sobik. Sie beginnt gerade ihr fünftes Semester im Studiengang Psychologie und erhält nun bis zum Ende der Regelstudienzeit eine Förderung in Höhe von 300 Euro pro Monat – unterstützt von der Universitätsgesellschaft Konstanz (UGK e. V.).

Ermöglicht wird diese Unterstützung durch die zwei Säulen des Deutschlandstipendiums: Zunächst muss die Hälfte der Summe durch private Spenden abgedeckt werden, anschließend stockt der Bund die andere Hälfte auf. Dabei steht jeder Universität eine bestimmte Anzahl an möglichen Förderungen zu – vorausgesetzt, es finden sich genügend SpenderInnen, die die erste Hälfte des Betrages aufbringen.

„Die Universität Konstanz dürfte insgesamt 163 Deutschlandstipendien vergeben. Aktuell können wir dank unserer engagierten Förderer insgesamt bereits 53 davon ermöglichen. Es gibt also durchaus noch Luft nach oben und wir würden uns sehr freuen, weitere Stiftungen oder Privatpersonen für dieses Projekt begeistern zu können.“

Katharina Holzinger, Rektorin der Universität Konstanz

Auch Nico Ströble ist einer der glücklichen Stipendiaten. Seine Finanzierung wird von der Lennart-Bernadotte-Stiftung übernommen, deren Vorsitz Björn Graf Bernadotte hat. Ströble kann sein Studium der Biologie und Politikwissenschaft auf Lehramt nun etwas sorgenfreier angehen und sich weiterhin seinen beiden Ehrenämtern widmen. „Ich bin im Kirchenkreis aktiv und betreue dort unter anderem Jugendgruppen auf Freizeitfahrten. Das macht viel Spaß, ist aber auch sehr zeitintensiv“, sagt er. Im Studium hat er sich zudem der Hochschulgruppe „Knastkontakte“ angeschlossen, die regelmäßig Inhaftierte besucht.

Auf der Abendveranstaltung zur Urkundenvergabe nutzt Ströble die Gelegenheit, Graf Bernadotte persönlich kennenzulernen und sich zu bedanken. Dieser möchte den geförderten StipendiatInnen ein paar persönliche Worte mit auf den Weg geben: „Ich wünsche Ihnen natürlich viel Erfolg mit allem, was sie in Angriff nehmen. Vor allem aber wünsche ich Ihnen, dass Sie Ihr ganzes Leben lang neugierig bleiben und nie den Humor verlieren“, sagt er. Seine Motivation zur Förderung zu begründen, fällt ihm leicht: „Das Schöne am Deutschlandstipendium ist ja, dass wir durch die großzügige Unterstützung des Staates die Möglichkeit haben, hier mit relativ geringen Mitteln sehr viel zu erreichen. Das finde ich einfach toll.“

Björn Graf Bernadotte (m.) mit den von der Lennart-Bernadotte-Stiftung geförderten Studierenden Isabel Holtrup (l.) und Nico Ströble (r.). Copyright: Milena Schilling

Die Auswahl der StipendiatInnen trifft an der Universität Konstanz eine Auswahlkommission, die nicht nur Wert auf gute Noten legt, sondern auch soziale Aspekte berücksichtigt. „In diesem Jahr sind wieder zahlreiche Bewerbungen für das Deutschlandstipendium eingegangen“, sagt Berit Bethke von der Universität Konstanz. Sie leitet die Zentrale Studienberatung und ist Mitglied der Auswahlkommission. „Die Auswahl treffen wir dann nicht nur nach sehr guten Noten. Vielmehr geben wir auch weiteren Kriterien, wie ehrenamtliches Engagement und persönliche Hürden in der Biografie, ein hohes Gewicht“, erzählt sie. „Um uns ein besseres Bild von den Kandidatinnen und Kandidaten zu machen, laden wir sie deshalb auch zu einem persönlichen Auswahlgespräch ein.“

„Ich freue mich sehr über das Stipendium, denn es hilft mir, mich mehr auf mein Studium zu konzentrieren."

Isabell Sobik

Nico Ströble studiert inzwischen im Master Biologie und Politikwissenschaft auf Lehramt. Er hat diesen Bewerbungsprozess nun schon zum zweiten Mal durchlaufen. „Das Stipendium läuft immer für die Regelstudienzeit. Mit meinem Bachelor hatte ich die leicht überschritten und konnte daher keine weitere Förderung erhalten. Mit dem Master habe ich es dann einfach neu versucht und glücklicherweise hat es dann mit einer Anschlussförderung geklappt“, erzählt er. Für ihn sei es eine große Erleichterung gewesen. Denn in der Zeit, die er ohne den Zuschuss überbrücken musste, wurde deutlich, wie viel weniger Zeit er zum Beispiel für seine ehrenamtliche Arbeit hat.

Doch für die geförderten Studierenden bietet das Deutschlandstipendium viel mehr als bloße finanzielle Unterstützung, weiß Holzinger. „Es bedeutet Sicherheit, Bestätigung, Anerkennung der erbrachten Leistungen und es öffnet Türen. Die Stipendiatinnen und Stipendiaten lernen Gleichgesinnte kennen und erhalten durch verschiedene Veranstaltungen die Möglichkeit, ihr persönliches Netzwerk zu vergrößern und interessante Kontakte zu knüpfen. Das ist oft nicht nur für ihre akademische, sondern auch für ihre berufliche Zukunft ein Gewinn“, zieht sie ein Fazit.
 

Mandy Haugg

Von Mandy Haugg - 26.11.2024