Drei Minuten im Rampenlicht
„Licht aus, Spot an!“, hieß es am 24. Oktober 2024 an der Universität Konstanz anlässlich des diesjährigen Idea Cup – und zwar für exakt drei Minuten. Acht Teams und EinzelkämpferInnen der Universität Konstanz und der HTWG Konstanz bekamen die Chance, in jeweils diesen drei Minuten Rampenlicht ihre Startup-Idee einer Jury und dem Publikum schmackhaft zu machen. Je komplexer die Idee, desto schwieriger das Unterfangen. Als erster durfte Peter Steiner von der Universität Konstanz auf die Bühne. Ihm fiel es leicht, an die Lebenswelt des Publikums anzuknüpfen: „Wer von euch mag Mathematik?“, fragte er in die Runde. Dass im universitären Umfeld nun deutlich mehr Hände in die Luft schnellten, als angenommen, warf ihn nicht aus der Bahn: „Ja, so und noch besser möchte ich, dass es in der breiten Masse aussieht“, konterte er und erklärte in seiner verbleibenden Zeit, wie er das mit seiner Idee erreichen möchte: „Meine App ‚Gamified‘ soll Mathematik spielerisch erklären und zwar nicht als Quiz, wie alle bisherigen Apps, sondern wirklich eingebunden in ein Spiel.“
Wie jedem der noch nachfolgenden Teilnehmenden standen ihm anschließend fünf Minuten für eine Fragerunde zu, in denen er sich der ExpertInnen-Jury stellen musste. Mit dabei waren Antje Freyth (UfG e.V.), Corinna Kämpfe (Social Innovation Lab, Grünhof e.V.), Joachim Plesch (GORFION Green Energy GmbH), Stephan Tögel (Crescere Stiftung Bodensee), Christina Ungerer (HTWG Konstanz) und Ralf Walther (cyberLAGO e.V.). Sie fühlten den Teilnehmenden mit Fragen zur Finanzierung, zur Konkurrenz oder auch zur Motivation auf den Zahn.
© Universität Konstanz, Philipp UricherDie strahlenden Sieger (v. l. n. r.): Markus Moser (Tech Innovation Award und Publikumsliebling), Peter Steiner und Oleksandra Karykova (Winner Overall), Max Capelle und Peter Schmitt-Foerster (Impact Innovation Award).
Das Piepen der Stoppuhr leitete den Wechsel ein. Schlag auf Schlag hagelte es nun weitere Ideen: Cartris, Mosquit, Momentum, Playground Earth, safezone, localture. Während der Fokus der meisten Projekte auf digitalen Apps lag, stand Markus Moser vor der Herausforderung, dem Publikum und der Jury das Entlöten beizubringen. Auf seine Frage, wer schon einmal gelötet habe, stiegen deutlich weniger Hände auf, als bei Max‘ Frage nach den Mathe-Liebhabern. Doch kein Problem für Markus. Er trug kurzerhand einen Tisch samt Lötvorrichtung vor das Publikum und präsentierte kurz, knackig und mit viel Witz, warum sein Gerät zum Entlöten deutlich schneller sei und weniger Hände benötigt als das bisherige Verfahren. Nach drei Minuten haben alle verstanden, wie es geht und warum sein Gerät so nützlich ist.
Ende des Abends wurden drei strahlende Sieger mit vier Preisen geehrt. Markus Moser hat mit seinem Entlöt-Werkzeug nicht nur den Tech Innovation-Award in Höhe von 500 Euro gewonnen, sondern wurde auch zum Publikums-Liebling gewählt. Der Impact Innovation-Award mit ebenfalls 500 Euro ging an Max Capelle mit seinem Moskito-Fänger „MosQuit“ und als Winner Overall durfte Peter Steiner mit seiner Mathe-App „Gamified“ sich über ein Preisgeld von 1.000 Euro freuen. Der Idea Cup 2024 wurde in der Kategorie Tech Innovation gefördert von der Crescere Stiftung Bodensee. In der Kategorie „Impact Innovation“ trat KNIME als Förderer auf.
Gamified
Team: Peter Steiner, Oleksandra Karykova und Sanket Datta (alle Universität Konstanz). Eine App, die durch Lernspiele den Mathematikunterricht an Schulen erleichtern soll. Statt der bisher meist üblichen Quiz-Struktur solcher Apps, sollen nun echte Spielmechaniken mit Lerninhalten verknüpft werden. Ziel ist es, dass ein Spielcharakter durch den Einsatz von mathematischen Funktionen gesteuert wird.Werkzeug zum Entlöten
Team: Markus Moser (HTWG Konstanz). Zum Entlöten von gelöteten Bauteilen oder zur Entfernung von Lötresten auf Platinen sind bislang größere Entlötwerkzeuge, Hilfsmittel und mehrere Hände nötig. Mit dem neuen Entlöter in kompakter Form ist der Vorgang zukünftig in kurzer Zeit und mit wenigen Handgriffen möglich.MosQuit
Team: Max Capelle, Nadja Geiger, Peter Schmitt-Foerster (alle Universität Konstanz) und Stefan Immerzeel (Alumnus der TU Delft). Um die Ausbreitung der Tigermücke, die für die Verbreitung des Dengue-Virus verantwortlich ist, einzuschränken, hilft die tragbare Mückenfalle MosQuit. Sie arbeitet mit Wärme und soll so die Insekten zu sich locken und von Menschen fernhalten.Momentum
Team: Pranav Kedia, Eduard Buss und Till Aust (alle Universität Konstanz). Eine App, die die subjektive Wahrnehmung von Zeit verändert. Mithilfe eines Reizes, wie einer regelmäßigen Vibration, soll der Eindruck vermittelt werden, dass die Zeit in angenehmen Momenten langsamer, in Wartesituationen hingegen schneller vergeht.Playground Earth
Team: Gerhard Goetz, Fabian Zeller, Leon Gerke und Annika Wernersbach (alle HTWG Konstanz). Eine innovative App-Plattform, die darauf abzielt, Freizeitaktivitäten zusammen mit anderen zu gestalten. Dabei sollen alle Nutzer*innen sowohl an Aktionen anderer teilnehmen als auch selbst neue Aktivitäten erstellen können. Behilflich ist dabei ein Drag-and-Drop-System, mit dem eine Vielzahl von Aktivitäten erstellt werden kann – von sportlichen Herausforderungen über kreative Workshops bis hin zu geselligen Events wie Krimi-Dinner oder Bar-Touren.localture
Team: Lisa Brunzel (ZU Friedrichshafen) und Stanislava Schwalme. Individuelle Fähigkeiten und ein sozialer Mehrwert sollen zusammengebracht werden, um ein innovatives soziales Ökosystem aufzubauen. Dabei bringen Arbeitnehmende innerhalb ihrer Arbeitszeit ihr Fachwissen in soziale oder ökologische Projekte ein. Durch diese Verwebung von Arbeitswelt und sozialem Engagement soll eine höhere Mitarbeiterbindung in Unternehmen erreicht werden.Cartris
Team: Carl-Constantin Bauer (HTWG Konstanz). Durch den Einsatz von Parkrobotern und Künstlicher Intelligenz soll ein automatisches Einparken und damit eine optimale Raumausnutzung in Parkhäusern ermöglicht werden. Das System kann in jedem bereits bestehenden Parkhaus eingesetzt werden und erfordert keinen Neubau.safezone
Team: Jeudyl Robles, Leonard Röpcke (beide HTWG Konstanz) und Luca Pomm (Universität Konstanz). Mithilfe einer App soll es möglich sein, Menschen proaktiv vor kriminellem Verhalten an spezifischen Orten zu warnen und zu schützen. Heatmaps, App-, E-Mail- und SMS-Benachrichtigungen sollen die NutzerInnen warnen, sobald sie unsichere Zonen betreten.
Nach der feierlichen Übergabe der Preise ging der Abend locker weiter. Mit leckeren Speisen vom Büffet und Getränken an der Bar versorgt, konnten sich alle Anwesenden weiter vernetzen. Neben den diesjährigen Teilnehmenden fanden sich auch GewinnerInnen und Teilnehmende der Vorjahre ein, die ihre Erfahrungen teilten und so das Netzwerk immer weiter ausbauen und vorantreiben.
Auch im kommenden Jahr erhalten neue Startup-Ideen die Chance, ihre drei Minuten im Rampenlicht zu nutzen, um mit ihrer Idee zu überzeugen. Die Bewerbungsphase für den Idea-Cup 2025 startet in Kürze. Auf die FinalistInnen wartet nicht nur die Aussicht auf einen der Preise, sondern auch eine intensive Vorbereitungsphase, in der sie ihre Idee im Coaching weiterentwickeln und an Workshops teilnehmen können. Teilnehmen können sowohl Studierende als auch Promovierende und Postdocs der HTWG Konstanz, der Universität Konstanz sowie der Hochschulen Albstadt-Sigmaringen, Ravensburg-Weingarten und der ZU Friedrichshafen.
Kilometer1 hilft jungen Startups
Kilometer1 ist eine Initiative von der Universität Konstanz (UKN) und der Hochschule Konstanz (HTWG), die seit 2020 die Gründungskultur an Konstanzer Hochschulen stärkt. In dem vom Land geförderten „Kilometer1- Hub“ umfasst die Zusammenarbeit seit Kurzem auch die Hochschule Albstadt-Sigmaringen (HSAS) und die Hochschule Ravensburg-Weingarten (RWU). Damit wird der hochschulübergreifende Austausch und die Bildung interdisziplinärer Gründungsteams gefördert. Durch den Kilometer1-Hub bieten die vier Hochschulen (mit insgesamt ca. 21.000 Studierenden) Workshops, Netzwerkveranstaltungen, methodische Beratung sowie individuelle Unterstützung für gründungsinteressierte Studierende und Forschende. Partner aus dem Netzwerk werden bei Bedarf für inhaltliches Sparring hinzugezogen. Ziel ist es, Gründungsteams von der ersten Idee bis zur Unternehmensgründung umfassend zu begleiten.