Gemeinsam spielen, gemeinsam gewinnen, gemeinsam feiern
Auch die Université Saint-Joseph aus Beirut war wieder zur Eurokonstantia angereist. Vor über fünfzehn Jahren lernten sich die Handball-Teams der libanesischen Universität und der Universität Konstanz bei einem Hochschul-Sportturnier in Paris kennen. Dann traf beim Konstanzer Hochschulsport eine Einladung zu einem Sportfest in Beirut ein, wo es zum Finale zwischen dem Heim-Team und den Konstanzer Herren-Mannschaft kam.
Das konnte aber nicht verhindern, dass sich die Sporttreibenden aus Beirut und Konstanz bis heute freundschaftlich verbunden sind. Auch die widrigen politischen Umstände im Libanon änderten nichts daran. Man besucht sich regelmäßig, zum sportlichen Wettkampf und zu gemeinsamen Familienfesten.
Eine ganz besondere Geschichte
Das ist eine ganz besondere Geschichte, dennoch typisch für die Eurokonstantia-Familie. Viele Hochschulen kommen regelmäßig seit Beginn des Sportfestes im Jahr 2006, und sie kommen offensichtlich gern. Wie auch die Konstanzer studentischen Sportler*innen gern bei Hochschul-Turnieren in Paris, Barcelona, Mailand oder auch beim „Nikolausturnier“ in Münster starten.
Ebenfalls mit von der Partie im Juni waren die Universitäten Paris 8 und Roskilde in Dänemark, zwei Universitäten aus dem ERUA-Netzwerk, zu dem auch die Universität Konstanz gehört. Petra Borchert, die Leiterin des Konstanzer Hochschulsports (HSP), nutzt es ganz gezielt für die Eurokonstantia.
„Uns geht es schon um den Sport und die sportlichen Ergebnisse, genauso wichtig sind uns aber die menschlichen Kontakte.“
Petra Borchert
Internationalität stand bei der Eurokonstantia ohnehin von Anfang an auf dem Programm.
Was den sportlichen Ehrgeiz betrifft, sehen Petra Borchert und Christian Schöpf, der im Hochschulsport unter anderem für die Organisation der Eurokonstantia zuständig ist, ziemliche Unterschiede unter den beteiligten Hochschulen. Sie wissen, dass von Paris 8 beispielsweise zu Hause exzellente Ergebnisse erwartet werden. Tatsächlich war die französischen Hauptstadt-Universität bei der diesjährigen, 15. Eurokonstantia am erfolgreichsten. Gleich in vier Wettbewerben gewann sie den Eurokonstantia-Pokal.
Gleichgesinnte treffen sich auf der HSP-Sportanlage
Wer sich auf Konstanzer Seite indes auf der Sportanlage des HSP direkt am Bodensee trifft, gehört mehrheitlich eher zu den Sportbegeisterten, die sich in freundschaftlicher Absicht mit Gleichgesinnten treffen. Was allerdings nicht bedeutet, dass deshalb keine Erfolge eingefahren werden. In den Wettbewerben, die vom Allgemeinen Deutschen Hochschulsportverband (adh) veranstaltet wurden, gab es für die Universität Konstanz zwei zweite und einen dritten Platz, in den internationalen Wertungen gab es einen zweiten Platz für den Frauen-Fußball.
„Gemeinsam spielen, gemeinsam gewinnen, gemeinsam feiern“, fasst Christian Schöpf den Spirit der Eurokonstantia zusammen. Gemeinsam gewinnen können alle an Erfahrung. Im besten Fall werden sogar neue Freunde gewonnen!
Sportlicher Ehrgeiz gehört selbstverständlich dazu, fast genauso wichtig ist den Verantwortlichen das Potenzial der Veranstaltung, junge Menschen von nationalen und internationalen Hochschulen zusammenzubringen. 75 Teams waren es im vergangenen Juni auf dem Sportgelände der Universität Konstanz im Stadtteil Egg. Aus wie vielen verschiedenen Nationen die Teilnehmer*innen kommen, ist schwer zu sagen, da auch das International Office der Universität Konstanz ihre „Incomings“ von den unterschiedlichen Partnerhochschulen zur Teilnahme motiviert.
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„Vom Sport-Event zum Sport-Festival“
„Vom Sport-Event zum Sport-Festival“, so beschreibt Petra Borchert die Entwicklung seit 2006, dem Beginn des jährlich stattfindenden Zusammentreffens, das lediglich die letzten zwei Jahre wegen der Pandemie ausfiel. Tagsüber wird um die Platzierungen gekämpft, am Abend wird gemeinsam gefeiert. Am Samstag vor der Abreise steigt dann das große Abschlussfest, dieses Jahr auf der MS Überlingen.
Paula Ziegler, die sowohl als wissenschaftliche Hilfskraft bei der Durchführung der Veranstaltung als auch als Sportlerin beteiligt war, konnte beidem viel abgewinnen. Das trotz über 30 Grad und trotz der vielen Arbeit. Neben den Vorbereitungen schon die Woche davor, war sie dafür zuständig, jeden Morgen die Frühstücksplatten mit Wurst, Käse und kleingeschnippelten Gemüse zu befüllen.
„Es war ein wirklich cooles Wochenende.“
Paula Ziegler
Wegwerfgeschirr gibt es bei der Eurokonstantia übrigens nicht. Das Geschirr kommt vom Studierendenwerk Seezeit. Wie überhaupt möglichst alles vor Ort bezogen wird, von den gemieteten Zelten für die Übernachtungen auf dem Gelände bis zu den Nahrungsmitteln. „Wir bemühen uns sehr darum, grün zu sein“, sagt die HSP-Leiterin. Aktuell stehen sie im Hochschulsport mit einem Eurokonstantia-Alumnus in Verbindung, der mittlerweile bei der Deutschen Bundesbahn arbeitet. Ziel ist, den Teams in Zukunft Gruppenreisen anzubieten, und das zu einem günstigen Preis.
Die Sportstudentin Paula Ziegler gehörte, ganz nebenbei, auch noch zum Frauenfußball-Team, das den zweiten Platz gemacht hat. Neu war aber eigentlich, dass vermehrt Mixed-Teams an den Start gingen. Der adh unterstützt dieses neue Konzept und hat einen Open Mixed-Wettbewerb etabliert. „Es gibt überall Mixed Teams. Beim Handball hatten wir von Anfang an aus Platzgründen in der Sporthalle nur Mixed Teams. Das geht vielen Hochschulen genauso. Es ist nur konsequent, sie auch im Wettkampf anzubieten“, sagt Petra Borchert.
„The better way to play“
„The better way to play“ steht über der Eurokonstantia. Soll heißen: Möglichst viele Spiele ermöglichen. Jede Platzierung wird ausgespielt, so hat jedes Team ungefähr dieselbe Anzahl an Spielen. Im Fußball gibt es sogar Hin- und Rückrunden. Dass die Stimmung auch in diesem Jahr wieder großartig war, lag vor allem an den vielen Spielen, die auch genutzt wurden, um bei den anderen vorbeizuschauen und anzufeuern. Zu den einzelnen Sportplätzen zu kommen ist auf dem Gelände des HSP kein Problem, auch da sind die Wege kurz.
In diesem Jahr erleichterte zudem wieder die App „Tournament Queen“ die Orientierung. Über die App konnten die Teilnehmenden nicht nur überblicken, wann sie wieder dran sind, sondern sich auch fast in Echtzeit über die Ergebnisse der anderen informieren. Entwickelt wurde die App von der Übungsleiterin Annika Schoe, die jahrelange Erfahrung als Sportliche Leitung der Eurokonstantia mitbringt.
Erfahrung spielt eine große Rolle bei der Veranstaltungsorganisation. Auch deshalb war die zweijährige pandemiebedingte Zwangspause spürbar. „Es war dieses Mal ein Kaltstart,“ meint Eventmanager Schöpf. „Nach zwei Jahren Pause ist das Wissen weg, das normalerweise von einer Hiwi-Generation an die nächste weitergegeben wird.“
Umso erstaunlicher das Fazit:
„Vom Gefühl her war es die beste Eurokonstantia, die wir je hatten.“
Christian Schöpf
Paula Ziegler ergänzt: „Alle, die da waren, hatten Bock, dass was geht, und waren glücklich, dass sie überhaupt kommen konnten.“ Petra Borchert sagt: „Die Stimmung war phantastisch. Die Teams, die zu Gast waren, haben sich überschwänglich bedankt und fanden es eine tolle Sache.“
Viel Arbeit, aber auch viel Spaß. Paula Ziegler wäre nächstes Mal wieder dabei und würde gern ihre Erfahrung einbringen.