Musikalischer Abschied

Bereits seit einem halben Jahrhundert musizieren Angehörige der Universität Konstanz im universitätseigenen Orchester und Chor. Ihr Dirigent Peter Bauer gab nun mit Carl Orffs „Carmina Burana“ und der Akademischen Festouvertüre op. 80 von Johannes Brahms am 17. Juni sein großes Abschiedskonzert im Konstanzer Konzil.
© Philipp Uricher

An einem sonnigen Samstag Mitte Juni füllte sich ab 20 Uhr zusehends der Festsaal im Konzilgebäude Konstanz – bei 26 Grad Außentemperatur, die bei Einbruch des Abends immer noch vorherrschte. MusikerInnen liefen aufgeregt in der Vorhalle umher, wobei insbesondere die Kostüme des italienischen Coro dell Collegium Musicum der Universität Bologna auffielen, deren Mitglieder mit roter Stola über der Schulter ihre Zugehörigkeit zeigten.

Den Auftakt des Konzerts machte das Universitätsorchester Konstanz mit der Akademischen Festouvertüre op. 80 von Johannes Brahms. Mit seinen inzwischen 55 Mitgliedern besetzt es nahezu alle Positionen eines klassischen Sinfonieorchesters mit Studierenden der eigenen Universität. Als Höhepunkt des Abends wurde im ausverkauften Konzilsaal Carl Orffs international erfolgreiche szenische Kantate „Carmina Burana“ aufgeführt.

Dieses Stück beruht auf Texten einer handschriftlichen Sammlung lateinischer, mittelhochdeutscher und altfranzösischer dramatischer Dichtungen, die im 12. und frühen 13. Jahrhundert in Europa entstanden. Den im 20. Jahrhundert lebenden Komponisten Carl Orff inspirierten diese schriftlichen Zeugnisse über Glück und Wohlstand sowie die Flüchtigkeit des Lebens zu einer neuen Form des Musiktheaters. Das Stück, das von vornherein auch für die Bühne gedacht war, lebt neben der musikalischen Inszenierung auch von der Performance der jeweiligen SängerInnen und vor allem SolistInnen.   

Auch im Konzil stand neben der musikalischen Darbietung die szenische und schauspielerische Interpretation der „Carmina Burana“ im Vordergrund: Auffällig waren die nacheinander getakteten Auftritte der einzelnen Akteurinnen und Akteure – so füllte sich im Verlauf des Stücks die Tribüne mit MusikerInnen, um schlussendlich die Stimmen und Instrumente des Universitätschors Konstanz, des Coro dell Collegium Musicum der Universität Bologna sowie des Unterstufenchors des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums in Begleitung des Universitätsorchesters zu vereinen. Dabei hauchten insbesondere die gesangstechnischen Darbietungen der SolistInnen Juan Orozco (Bariton), Marcus Elsässer (Teno) und Andrea Suter (Sopran) den in Orffs Stück verherrlichten Jahreszeiten Leben ein.

Anfang und Schluss der „Carmina Burana“ bildet die wohl bekanntestes Chorpassage „O Fortuna“, in dem die Glücks- und Schicksalsgöttin Fortuna als Lenkerin der Welt angerufen wird. Dieses eindringliche und düstere Musikstück, das eine Göttin „von wechselhafter Art“ anklagt, vereinte alle MusikerInnen für ein fulminantes Finale auf der Bühne und mündete in begeistertem Applaus des Publikums.

Universitätsmusikdirektor Peter Bauer hat dieses mitreißende Werk für sein Abschiedskonzert als Leiter von Universitätschor und -orchesters inszeniert und damit seine über 40-jährige musikalische Arbeit an der Universität Konstanz beendet. Der gelernte Kirchen- und Schulmusiker sowie Musikwissenschaftler und Dirigent war seit 1977 Leiter des Universitätschores und seit 1989 des Universitätsorchesters. 1995 wurde er zum Musikdirektor der Universität ernannt, 2002 mit der Verdienstmedaille der Universität und 2014 mit der goldenen Ehrennadel der Stadt Konstanz ausgezeichnet. Die Universität Konstanz dankt Peter Bauer für ein 40-jähriges musikalisches Schaffen an der Hochschule.

 

Charlotte Krause

Von Charlotte Krause - 26.06.2023