Jugendliche schmieden Pläne zum Schutz des Planeten
Wenn Schülerinnen und Schüler, Studentinnen und Studenten mit „Fridays for Future“ dem Klimaschutz einen Wochentag widmen, wird deutlich: Die Jugend fordert Konsequenz in Sachen Umwelt- und Klimaschutz. Sie verlangt mehr Vertrauen in die Wissenschaft und dass auf Worte Taten folgen. Diese Einstellung bewiesen auch die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Schulwettbewerbs „Beschützer der Erde 2.0“, der vom Deutschen Raumfahrtmanagement (DLR) in Kooperation mit der Universität Konstanz und dem Konstanzer Max-Planck-Institut für Verhaltensbiologie ausgerichtet wurde.
Rund 100 Schulen bundesweit nahmen mit Teams von Acht- bis Zehntklässlern teil und entwickelten Projektideen, um Lebensräume zu schützen und die Artenvielfalt unseres Planeten zu erhalten. Martin Wikelski, Professor für Physiologische Ökologie und Tierbewegungen an der Universität Konstanz und Direktor des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie, erklärt sich die hohe Resonanz damit, dass „die junge Generation versteht, wie wichtig die Lebensgrundlagen auf unserem Planeten sind und anfängt, den Alten – uns Alten – zu zeigen: Da muss endlich etwas gemacht werden.“
Konkrete Möglichkeiten, Lebensräume zu schützen, stellten die vier Gewinnerklassen bei der feierlichen Prämierung Mitte Mai 2019 auf der Insel Mainau vor: Das Neue Gymnasium Oldenburg gewann mit dem Projekt „Storch, wie geht es dir?“ zum Schutz von Störchen und deren Brut- und Rastplätzen den ersten Platz in der Kategorie „Lebensraum Felder und Wiesen“. Die Comenius Schule Berlin beschäftigte sich mit Plastikverschmutzung und Überfischung der Gewässer. Die Klasse entwickelte eine App zur Berechnung des eigenen „Plastikbergs“ durch alltäglichen Konsum. Schülerinnen und Schüler des Gymnasiums Papenburg präsentierten die Vision, mit dem Tracking von Vögeln ein Frühwarnsystem bei Waldbränden zu entwickeln und das Projekt „Lichtverschmutzung in Bonn“ des Bonner Kardinal-Frings-Gymnasiums bekam den Gesamtsieg verliehen.
Die Arbeit zu den Auswirkungen der städtischen Beleuchtung auf Vögel und Insekten, ihre Flugrouten und Lebensrhythmen bescherte dem Team den Hauptpreis – einen Gutschein für ein MaxCine Sommercamp. MaxCine ist das Zentrum für Kommunikation und Austausch des Max-Planck-Instituts für Verhaltensbiologie. Es fördert den Transfer von Wissen aus dem Forschungsinstitut heraus in die Öffentlichkeit sowie umgekehrt aus der Gesellschaft in das Institut hinein.
„Natürlich wird die Gewinnerklasse Wissen über den Stand der Forschung vermittelt bekommen, vor allem aber wollen wir den Jugendlichen die Gelegenheit geben, uns zu sagen was sie von unserer Arbeit halten und was wir besser machen können. Wir wollen verrückte Ideen, denn das sind die, die in zehn oder 15 Jahren umgesetzt werden können.“
Prof. Dr. Martin Wikelski
Weiter erklärt Martin Wikelski: „Wir brauchen die Perspektive von jungen Leuten, die die großen Fragen stellen. Fragen, für die die Wissenschaftler teilweise betriebsblind sind, die teilweise verrückt klingen: Was können uns die Tiere sagen? Wie gut ist das Sensorsystem der Tiere, wenn man es weltweit zusammenschaltet? Wie können wir mit Tieren kommunizieren?“ Auch ICARUS, eine internationale Kooperation zur globalen Beobachtung von Tierbewegungen mit Hilfe eines Satelliten und Grundlage der Daten, mit denen auch die Jugendlichen geforscht haben, sei eine dieser verrückten Ideen von Schülern und Studierenden gewesen, berichtet Wikelski.
Bei Alexander Gersts Mission „horizons“ im vergangenen Jahr wurde die ICARUS-Antenne an der Internationalen Raumstation (ISS) angebracht. Der Astronaut und Botschafter des Wettbewerbs „Beschützer der Erde“ konnte zwar nicht anwesend sein, schien während der Veranstaltung dennoch allgegenwärtig: Das Maskottchen des Wettbewerbs war mit ihm im All, sein Bild war in Lebensgröße auf einen Pappaufsteller gedruckt und Prof. Dr. Reinhold Ewald, der 1997 als ESA-Astronaut auf der ISS war, zeigte Alexander Gersts atemberaubende Fotos.
Der sogenannte Overview-Effect, den Blick der Astronauten aus dem All auf die Erde, kennt auch Ewald, doch Gerst boten sich durch digitale Fotografie und soziale Medien ganz andere Möglichkeiten, ihn mit der Öffentlichkeit zu teilen. Gleichzeitig konnte er so sein dringendes Anliegen kommunizieren, den Planeten zu schützen. Den engagierten Schülerinnen und Schülern schickte er eine Videobotschaft, in der er aufrief, die Projekte nicht mit dem Abschluss des Wettbewerbs abzuhaken, sondern weiterzuentwickeln. „Bleibt ein Leben lang Beschützer der Erde!“ bat er die Jugendlichen und bedankte sich für deren Einsatz.