Ziel 1: Armut in allen ihren Formen und überall beenden

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Nach der Definition der Weltbank leben heute 7,8 Prozent der Weltbevölkerung in extremer Armut. Das heißt: 600 Millionen Menschen verfügen über höchstens 1,90 Dollar am Tag für ihren Lebensunterhalt. Unter den 17 Nachhaltigkeitszielen, die die Vereinten Nationen für die Weltgemeinschaft formuliert haben, ist das erste zentrale Ziel die Senkung der globalen Armutsquote auf unter 3 Prozent.

Zusätzlich zu dieser für die ganze Welt angestrebten Zahl wurden für den Zeitraum zwischen 2016 und 2030 weitere Maßnahmen zur Umsetzung des Ziels auf nationaler Ebene formuliert: Sozialschutzsysteme sollen ausgebaut, gleiche Rechte auf wirtschaftliche Ressourcen und Zugang zu grundlegenden Diensten sichergestellt werden. Die Widerstandsfähigkeit der armen Bevölkerung soll erhöht, die Anfälligkeit für die Folgen klimabedingter Extremereignisse und anderer Krisenereignisse verringert werden.

In unserer Forschung am Exzellenzcluster „The Politics of Inequality“ beschäftigen wir uns mit dem Ausbau effektiver Sozialschutzsysteme in Südasien. Eine These dabei ist, dass nicht nur Korruption dem Aufbau effektiver Programme im Weg steht. An guter Absicht scheint es an vielen Orten nicht zu mangeln, wohl aber an Know-how und an Daten. In einem konkreten Projekt haben wir in Zusammenarbeit mit dem Ministerium für soziale Wohlfahrt in Bangladesch Schulungen für Lokalpolitiker entwickelt. Neben der Durchführung dieser Schulungen erheben wir Daten, auf Grundlage derer die Empfänger einer sozialen Grundrente ausgewählt werden können. Inwieweit diese Maßnahmen die Auswahl der Empfänger tatsächlich verbessern, evaluieren wir im Rahmen einer kontrollierten Feldstudie.

Während Sozialschutzsysteme in vielen Entwicklungsländern in den vergangenen Jahren stark ausgebaut wurden, deuten die aktuellen Zahlen zur Armut darauf hin, dass das 3-Prozent-Ziel verfehlt werden wird. Die hohen Wachstumsraten Indiens und Chinas haben in diesen Ländern die Quote extremer Armut schon unter diese Marke gebracht, so dass zukünftige Beiträge zur globalen Reduktion zunehmend aus anderen Weltteilen kommen müssten. Schon heute leben zwei Drittel der von extremer Armut Betroffenen in Afrika. Hier ist die Armut jedoch kaum rückläufig. Mangelnde Sicherheit, schlecht ausgebildete Verwaltungen und weit verbreitete Korruption stehen einer positiven Entwicklung vielerorts im Wege.

Zudem ist zu beachten, dass das Wirtschaftswachstum Asiens mit einem enormen Anstieg der CO2-Emissionen und der Verschmutzung der Ozeane einhergegangen ist. Diese Entwicklung steht im Gegensatz zu zwei weiteren Nachhaltigkeitszielen. Ein Wachstumsmodell für Afrika muss daher anders aussehen, wenn die Ziele in ihrer gesamten Breite erreicht werden sollen.

Die Forschungsinteressen von Juniorprof. Dr. Sebastian Fehrler liegen in den Bereichen der Verhaltensökonomik und der Politischen Ökonomie. Zu seinen Forschungsmethoden gehören die Spieltheorie sowie Experimente sowohl im Labor als auch im Feld. Seine aktuelle Forschung konzentriert sich auf die Analyse von Entscheidungs- und Kommunikationsprozessen in Gruppen sowie auf die Gestaltung und Evaluierung von Maßnahmen zur Armutsbekämpfung in Entwicklungsländern.


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Juniorprofessor Dr. Sebastian Fehrler

Von Juniorprofessor Dr. Sebastian Fehrler - 14.05.2020

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