Ziel 3: Ein gesundes Leben für alle Menschen jeden Alters gewährleisten und ihr Wohlergehen fördern
Altern ist für viele chronisch-degenerative Erkrankungen ein wichtiger Risikofaktor. Der Alterungsprozess ist jedoch beim Menschen aufgrund genetischer Heterogenität und aufgrund von Umweltfaktoren nicht einheitlich. Das „biologische“ Alter von Individuen konnte lange nicht direkt bestimmt werden, was jedoch für die Präventivmedizin von großem Vorteil wäre. Das allgemeine Risiko für altersabhängige Krankheiten könnte so vorhergesagt und es könnte besser vorgebeugt werden. Wer zum Beispiel ein höheres biologisches Alter hat, als das chronologische Alter nahelegt, hat sehr wahrscheinlich auch ein höheres Risiko, bestimmte altersassoziierte Krankheiten früher zu bekommen und sollte daher auch frühzeitig gezielt daraufhin untersucht werden.
Altersbedingte Veränderungen der Körperfunktion oder -zusammensetzung, die als Maß für das „biologische“ Alter dienen und das Risiko für den Beginn altersbedingter Krankheiten vorhersagen könnten, werden als „Biomarker des Alterns“ bezeichnet. Die MARK-AGE-Studie, die von 2008 bis 2013 lief, war ein groß angelegtes Projekt, das von der Europäischen Kommission finanziert wurde und dessen Leitung hier an der Universität Konstanz in meinem Arbeitsbereich „Molekulare Toxikologie“ lag. Das Hauptziel dieses Projekts, an dem 26 internationale und interdisziplinäre Partnereinrichtungen von der Geriatrie bis hin zur mathematischen Modellierung beteiligt waren, war die Durchführung einer Bevölkerungsstudie, um eine Reihe von Biomarkern des Alterns zu identifizieren, die als Kombination von Parametern das biologische Alter besser als jeder Marker für sich allein messen kann.
Die Studie umfasste etwa 3.700 Probanden und repräsentierte verschiedene geographische Regionen Europas. Die Teilnehmenden an der Studie waren zwischen 35 und 74 Jahren alt, eine Altersspanne, in welcher Prophylaxe und Interventionen zur Bekämpfung von Krankheiten möglich und erfolgversprechend ist. Getestet wurde eine breite Palette an Kandidaten für Biomarkern, und mit Hilfe der Bioinformatik gelang es dann, aus einer großen Datenmenge einen robusten Satz von Biomarkern des menschlichen Alterns zu extrahieren.
Mit Hilfe der so gefundenen Biomarker konnten wir in einem weiteren EU-Verbundprojekt (COBRA) unter anderem nachweisen, dass Menschen, die chronisch mit HIV infiziert sind, ein höheres biologisches Alter haben als Kontrollpersonen ohne HIV-Infektion. Weitere Studien mit Messungen der MARK-AGE Biomarker laufen derzeit oder sind in Planung.
Zur Person: Prof. Dr. Alexander Bürkle forscht mit seiner Arbeitsgruppe neben den biologischen Mechanismen und Biomarkern des Alterns auch umfangreich zu den Themen Mechanismen und neuartige Nachweismethoden für DNA-Schädigung und DNA-Reparatur.
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