SARS-CoV-2-Screening an der Universität Konstanz wird ausgeweitet
Die praktisch-experimentellen Studieninhalte naturwissenschaftlicher Fächer können nur äußerst eingeschränkt online abgebildet werden. Regelmäßige Laborphasen sind ein fester Bestandteil der Ausbildung. Um die Arbeit in den wissenschaftlichen Laboren auch während der Corona-Pandemie unter möglichst sicheren Bedingungen für alle Beteiligten anzubieten, starteten die Professoren Dr. Daniel Dietrich und Dr. Christof Hauck (beide Fachbereich Biologie) ein SARS-CoV-2-Screening-Projekt. PCR-basierte Schnelltests (PCR steht kurz für Polymerase-Ketten-Reaktion) sollten mit dazu beitragen, Infektionen auch bei symptomfreien Personen frühzeitig zu erkennen und Ansteckungen zu verhindern.
Neues Schnelltestverfahren
Bereits im Frühjahr 2020 hatten Wissenschaftler der Universität Konstanz unter Federführung von Professor Christof Hauck mit Beteiligung des Klinikum Konstanz, des Konstanzer Diagnostiklabors Dr. Brunner sowie myPOLS Biotec, einer Ausgründung der Universität Konstanz, ein neuartiges SARS-CoV-2-Schnelltestverfahren entwickelt.
Dieses Schnelltestverfahren wird auf Basis einer RNA- und DNA-abhängigen Polymerase durchgeführt, wodurch auf die zeitintensive RNA-Aufreinigung verzichtet werden kann. Die Testergebnisse liegen so deutlich schneller vor: Mitarbeiter*innen und Studierende, die morgens eine Probe abgeben, erhalten in der Regel das Ergebnis am späten Nachmittag. Ohne die aufwändige RNA-Isolierung entfällt ein kostspieliger und für Materialengpässe anfälliger Schritt – ein entscheidender Vorteil, wenn täglich mehrere hundert Proben anfallen.
Dieses neu entwickelte, bislang nicht zertifizierte RT-PCR-Testverfahren ist dabei vor allem gegenüber verbreiteten Antigen-Schnelltests sensitiver und spricht bereits auf geringe Mengen des Virenerbguts an. In der Pilotphase des Screening-Projekts im November und Dezember 2020 konnten die Teilnehmenden wöchentlich eine Probe abgeben, die sie unkompliziert in Form einer Rachenspüllösung selbst durchführten. Gerade auch die im Gegensatz zum klassischen Nasen-Rachenabstrich sehr sanfte Art der Probennahme sorgte bereits in der Pilotphase für eine konstant hohe Beteiligung.
Kontrolle des Infektionsgeschehens durch SARS-CoV-2-Screening
Ende 2020 lag die Quote der positiven Verdachtsfälle bei etwa 0,5 Prozent der getesteten symptomfreien Personen, das heißt es wurde etwa eine SARS-CoV-2 positive Probe unter 200 Proben festgestellt. Seit Januar 2021 zeichnet sich ein deutlicher Rückgang der positiven Fälle ab. So wurde zuletzt unter mehr als 3.000 Proben nur ein positiver Verdachtsfall festgestellt. Alle Verdachtsfälle werden an zertifizierte Diagnostiklabore sowohl in Konstanz als auch in der Schweiz weitergeleitet, um die Ergebnisse mit einer unabhängigen Probe zu überprüfen und an das Gesundheitsamt zu übermitteln. SARS-CoV-2-Infizierte werden auf Wunsch während der gesamten Quarantänezeit durch die Studienverantwortlichen betreut. Außerdem bieten die Projektleiter*innen Unterstützung bei der Nachverfolgung von möglichen Infektionsketten.
Erfolgreiches Screening-Angebot wird ausgeweitet
Aus den bisherigen Ergebnissen lassen sich mehrere wichtige Schlussfolgerungen ziehen: Die verschiedenen Hygienemaßnahmen an der Universität scheinen, nicht zuletzt aufgrund des hohen Verantwortungsbewusstseins der Studierenden und Mitarbeiter*innen, effektiv zu wirken. Auch wurde bislang im Nachgang zu positiven Fällen kein weiteres Infektionsgeschehen im universitären Umfeld der betroffenen Personen festgestellt. Dies deutet darauf hin, dass durch eine kontinuierliche Teilnahme am SARS-CoV-2 Screening der Universität Konstanz Infektionsketten frühzeitig unterbrochen werden können. In der Tat belegen Fälle, bei denen Personen noch vor dem Auftreten von Symptomen als positiv entdeckt wurden, dass ein präventives Screening weitere Ansteckungen verhindern kann – sowohl an der Universität Konstanz als auch im privaten Umfeld der betroffenen Person.
Aufgrund der positiven Effekte des SARS-CoV-2-Screenings an der Universität Konstanz sollen nun die Kapazitäten sukzessive ausgebaut werden. Zur Zeit können nur Beschäftigte mit hohen Interaktionsfrequenzen, wie Arbeitsgruppen in den Sektionen, den Verwaltungsbereichen, der Wissenschaftlichen Werkstätten, des Facility Managements, des Kinderhauses der Universität, sowie in begrenzter Kapazität Studierende, die an Präsenzveranstaltungen teilnehmen, getestet werden. Bis zum Ende des Sommersemester 2021 sollen die Kapazitäten weiter ausgebaut werden, damit möglichst viele Universitätsangehörige erfasst werden können.